www.Gesellschaft-und-Visionen.de
     
Der Kommentar
 

Berliner Tafelmusik

Zu einer Anzeige im „Freitag“ vom 17. Oktober 2008

von Holdger Platta ©

Darf das denn wahr sein? Die Berliner Tafel bedankt sicht in einer Anzeige (abgedruckt im „Freitag“ vom 17. Oktober) bei sich selber „für 15 Jahre Engagement“ - und hängt dann noch den unglaublichen Satz an: „Wir freuen uns auf die nächsten 15 Jahre!“

Wie bitte?

War den Damen und  Herren von der Berliner Not-Einrichtung für die Ärmsten der Armen nicht klar, was sie damit zu Papier gebracht haben? – Neben Eigenlob – das bekanntlich stinkt! – die Hoffnung, dass es mit diesem Hartz-IV-Elend noch mindestens fünfzehn Jahre weitergehen möge?

Ich will diesen „engagierten“ Menschen deren Güte nicht absprechen und schon gar nicht diesen Tafeln ihre derzeitige Notwendigkeit. Aber geht das mit dieser Art Herzenswärme und mit dieser Art Stolz auf sich selber nicht doch ein bißchen zu weit? Deshalb nämlich, weil man mit dieser Nachweismöglichkeit für die eigene Nächstenliebe den Arbeitslosen gleich fünfzehn weitere Almosenjahre an den Hals wünscht? Sollte den BetreiberInnen von der Berliner Tafel verborgen geblieben sein, dass ihre Einrichtung zur Zeit zwar bitter notwendig ist, doch eines eben nicht zu leisten vermag: Die Not zu wenden?

Robert Walser, der Schweizer Schriftsteller, notierte einmal: „Hilfe ohne Herz ist Demütigung.“ Und was ist diese Hilfe ohne Hirn? – Mir scheint: schreckenerregender Edel-Narzißmus!

Nicht auszuschließen, diese Gutmenschen der Berliner Tafel feiern ihr Jubiläum sogar mit Tafelmusik. Nicht ausgeschlossen, sie spielen sich selber dabei sogar zum Tanz auf. Den Hilfsbedürftigen aber spielen sie mit dieser übelwünschenden Nächstenliebe nur übel mit!

 

www.Gesellschaft-und-Visionen.de

 

 
Zurück